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International 16.08.2021

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Festival Europa Cantat 2021 im Zeichen der Pandemie

Von der ECA getragen und durch die slowenische Kulturstiftung JSKD co-finanziert, hatten in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana seit 2019 ein engagiertes Team rund um Urška Bittner Pipan ein abwechslungsreiches Programm mit unterschiedlichsten Angeboten für Sänger:innen, Chorleitende und Chöre ersonnen. Nachdem das Festival durchaus auch zur Disposition stand, entschloss man sich den Widrigkeiten zum Trotz dennoch zu einer Durchführung. Sämtliche Ateliers und Workshops, Begegnungsformate wurden abgesagt, es war völlig undenkbar, dass tausende singfreudige Gäste aus ganz Europa zusammenkommen würden.

Ein reduziertes Konzertprogramm konnte Ende Juli vor Publikum mit Schutzkonzept stattfinden, live übertragen im eigenen TV-Kanal, wie auch einige Formate neu ersonnen wurden für den digitalen Raum. So wurde auch die Preisverleihung an Jan Van der Roost für den European Award for Choral Composers der ECA online gestaltet und ins dünn besetzte Festivalzentrum vor Ort übertragen.

Immerhin liessen es die Musiker:innen von JazzMobile am Late Night Konzert auf dem innerstädtischen wunderschönen Platz Kongresni trg ordentlich krachen  ̶  und die Gäste auf der abendlichen Promenade erlebten endlich einmal Festivalstimmung fast wie früher.

Der Idee eines europäischen Zusammenklangs lag das von Jugendchören gestaltete Programm UNITED zugrunde. Der österreichische Jugendchor und der Nationale Jugendchor Sloweniens hatten einen gemeinsamen Probentag; mit Maske zu singen ist eine besondere Herausforderung, auch scheint die Zwangspause der letzten Monate Spuren hinterlassen zu haben in Ensembleklang und Homogenität - ein Problem, mit welchem viele Chorleitende zur Zeit zu kämpfen haben.

Als professioneller Chor war der Slowenische Philharmonische Chor (The Slovenian Philharmonic Choir) auf der Bühne; die programmatische Klammer SING SLOVENIA führte etwas in die Irre, es waren überwiegend Werke baltischer und skandinavischer Komponist:innen zu hören. Es konnte den Nachwuchs tröstlich stimmen, dass auch Profisänger:innen fehlende Konzertpraxis nicht ohne weiteres wegstecken.

Höhepunkt der Konzertreihe im städtischen Musiksaal Cankarjev dom war der Auftritt des EuroChoir. Scheinbar unbeeindruckt von aller Corona-Unbill zeigte das aus jungen Erwachsenen bestehende Projektensemble der ECA (in dieser Saison ausgerichtet vom irischen Chorverband) ein erstaunliches Niveau. Von leichter Hand hingezaubert, gestalteten Yuval Weinberg (u.a. SWR-Vokalensemble) und Bernie Sherlock (u.a. New Dublin Voices) ein anspruchsvolles Programm  ̶  fein ausbalanciert und mit sichtlicher Freude am Auftritt musizierten die Sänger:innen Werke von u.a. Vasks, Vaughan Williams, Brahms und Gjeilo. Dass nur wenige Tage zur gemeinsamen Probenarbeit zur Verfügung standen  ̶  wie immer bei diesem europäischen Sommerprojekt  ̶  war kaum zu bemerken.

Dass Yuval Weinberg im kommenden Sommer (7.-18.Juli 2022) die EuroChoir-Session in der Schweiz leiten wird, werden sich ambitionierte Nachwuchssänger:innen (die Alterslimite liegt bei 30 Jahren) nicht entgehen lassen.

Infos demnächst auf https://europeanchoralassociation.org/activities/eurochoir/

St Stanislaus Girls' Choir of the Diocesan Classical Gymnasium (c)ECLjubljana2021_PhotoJanez Eržen

Anna E. Fintelmann