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Verband 10.09.2021

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Neue Reihe «Erfolgreiche Verbandsarbeit»: #1 Freiwilliges Engagement im Gesangverband

Liebe Rahel Butzerin-Simmen, wie bist du in die Verbandsarbeit des Appenzellischen Chorverbands (ACHV) eingestiegen?

Als Sängerin des Chors «stimmmix», welcher im Appenzellischen Chorverband ist, wurde ich für den Vorstand angefragt, da alle bisherigen Mitglieder ausser der Musikkommission zurückgetreten waren. Da ich bereits vor dieser Anfrage in zwei Chor-Vorständen mitgearbeitet hatte, war ich offen für ein erstes Treffen. Erst da wurde mir richtig bewusst, dass es um die Zukunft des Verbands geht. Sollte kein Vorstand gefunden werden, war unklar, ob der ACHV weiter existieren kann.

Wie kamst du zu deinem Amt als Präsidentin?

Wir waren beim ersten Treffen drei Interessierte. Die beiden anderen waren bereit im Vorstand mitzuarbeiten, aber mit der Bedingung, nicht das Präsidium zu übernehmen. Ich war in diesem Moment ziemlich überrumpelt von dieser Ausgangslage und nahm mir einige Tage Bedenkzeit um dies auch mit den beiden Vertretern aus der MuKo, Lukas Bolt (aktuell Mitglied der Musikkommission der SCV und des ACHV) und Kathrin Pfändler-Kehl (ehemalige Kantonaldirigentin ACHV) zu besprechen. Schlussendlich wagte ich den Versuch und stellte mich für diesen Posten zur Wahl.

Wie gestaltete sich dein Einstieg?

Nach einer kurzen Einführung durch meinen Vorgänger ging es ans Kennenlernen der bisherigen Strukturen, der neuen Vorstandskolleginnen und um die Überlegungen, wie es weiter gehen soll. In erster Linie wollten wir beim Bewährten bleiben und schauen, wie das läuft. Zudem ging es darum, uns als neuen Vorstand bei den Chören bekannt zu machen, da vor allem mich, als Bündnerin, im ACHV niemand kannte. Ich spürte aber von allen Seiten eine grosse Dankbarkeit.

Braucht es bestimmte Voraussetzungen für die Verbandsarbeit?

Am wichtigsten sind Freude und Motivation, mit anderen etwas in der Chorwelt bewirken zu wollen. Mit etwas Mut wächst man schnell an den Aufgaben. Die Ressort-Verteilung ergibt sich dann aus den verschiedenen Fähigkeiten, welche jede Person mit sich bringt. Potenzial dafür haben grundsätzlich alle.

Wie aufwendig ist dein Amt?

Pro Monat komme ich etwa auf drei bis vier Arbeitstage. Diese Zeit kann ich mir aber selbständig einteilen und ist somit gut mit einem Vollzeitjob verträglich. Zudem kommt es immer auf die eigenen Ansprüche an, die man an sich und an das Amt stellt. Da bei mir sehr viel Herzblut hinter der Verbandsarbeit steckt, vergesse ich manchmal die Zeit, die schon wieder vergangen ist.

Was würdest du ändern, wenn du etwas ändern könntest?

Es wäre super viel mehr junge Leute für die Vorstandsarbeiten in den Kantonalverbänden, aber auch im Dachverband motivieren zu können. Junge, engagierte Personen bringen kreative Ideen, ermöglichen eine interessante Altersdurchmischung in den jeweiligen Vorständen und helfen alle Altersgruppen der Verbandschöre zu repräsentieren.

Was habt ihr beim ACHV für konkrete Hilfestellungen für Chorvorstände?

Im Austausch mit den Präsident*innen unserer Chöre haben wir erfahren, dass Angebote für Vorstandsmitglieder sehr erwünscht sind. So haben wir vor zwei Jahren einen Kurs zum Thema «Wie Vorstandsarbeit Spass macht» angeboten. In diesem Jahr wird ein weiterer Kurs zum Thema «Sponsoring in der Vereinswelt» stattfinden. Beide Kurse stiessen auf grosses Interesse, was die vielen An- und Rückmeldungen zeigen.

Was gewinnt man, wenn man sich bei einem Verband engagiert? Wie würdest du Werbung machen für potenzielle Freiwillige?

Neben einem riesigen Netzwerk an Kontakten lernt man viel für sich selbst wie z.B. strukturiert arbeiten, sicher aufzutreten, eine Sitzung zu leiten. Fähigkeiten, die man für das private Leben und den Beruf gut brauchen kann. Ein Engagement stärkt das eigene Selbstvertrauen massiv. Es ist einfach grossartig mitzuerleben, wie eine Idee zu leben beginnt, die Umsetzung dieser Idee gelingt und die Begeisterung von allen Beteiligten spürbar wird. Diese Erlebnisse sind mehr wert als jede Entschädigung.

Worauf muss der Vorstand achten, wenn neue Mitglieder beginnen?

Eine Übergabe vom Vorgänger hilft, sich schnell im Ressort zurecht zu finden. Weiter ist die Integration ins Vorstandsteam wesentlich und das Aufzeigen der Visionen des Verbands zentral. Bei Mitgliedern, die das erste Mal eine Vorstandsarbeit ausüben, sollte von den erfahrenen Personen Unterstützung geleistet werden und ihnen Zeit zum Einleben gegeben werden.

Was hast du im Verband schon erreicht und was möchtest du noch erreichen?

Das Schönste, was ich mit meinem Vorstand und der MuKo erreicht habe, ist, dass wir in diesen vier Jahren bereits vieles bewegt haben.

Das attraktive Logo und die neue Homepage geben unserem Auftritt frischen und dynamischen Wind. Weiter haben wir es geschafft, dass wir in der Chorlandschaft sichtbarer und spürbarer geworden sind. Ideen von uns werden von anderen Verbänden übernommen, was uns natürlich sehr freut. Zudem sind wir plötzlich interessant geworden für überregionale Zusammenarbeiten.

Ausserdem hat sich der Kontakt zu unseren Chören spürbar intensiviert. Wir konnten den Chören vor allem in der Corona-Zeit mit vielen zeitnahen Informationen und einem offenen Ohr Unterstützung bieten. Dies vor allem auch durch die wertvolle Unterstützung der SCV, wofür wir sehr dankbar sind.

Unser Ziel ist es, unseren Chorverband zu stärken und voranzutreiben. 2024 feiern wir unser 200-Jahres-Jubiläum, welches wir mit unseren Chören feiern möchten.

Und sonst: Weitermachen, alle Interessen prüfen, regional und überregional Angebote schaffen und möglichst alle Chöre der beiden Kantone Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden zu einem Beitritt in unseren Chorverband motivieren.

Auch euer Jugendchor ist so entstanden!

Genau! Nachdem wir vom Jugendchor erfahren haben, welcher Lea Stadelmann und Anna Kölbener gegründet haben, trafen Lukas Bolt und ich uns mit den beiden motivierten jungen Chorleiterinnen und konnten sie und ihren Chor als «Kantonalen Jugendchor» gewinnen. Wir sind sehr stolz, was die beiden in so kurzer Zeit erreicht haben, denn für das erste Projekt haben sich bereits rund 40 Jugendliche angemeldet.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

 

Musikalische Biografie Rahel Butzerin-Simmen

Die junge Vereinspräsidentin hatte schon während der Schulzeit in Chören gesungen. Sie ist Gründungsmitglied des sehr erfolgreichen und bekannten Jugendchors «incantanti». Heute leitet die nebenberufliche Kirchenmusikerin mit C-Diplom das «ensemble encanto» und singt in den Chören stimmmix, consonus vokalensemble und con passione mit.

 

Webseite Appenzellischer Chorverband:

https://www.achv.ch/

 

Links zu den Webseiten aller kantonalen Verbände:

https://usc-scv.ch/index.php?pid=90&l=%20de

 

Unterstützung bei der Vereinsarbeit: Die Fachstelle Vitamin B

Der Verein Vitamin B wurde vom Migros-Kulturprozent geschaffen. Die Fachstelle ist dafür da, das freiwillige Engagement zu stärken und Vereine zu unterstützen: www.vitaminb.ch

Im Fachblatt B-Dur Nr. 29 sind hilfreiche Tipps für eine Willkommenskultur in Vereinen aufgeführt.

 

Die Präsidentin des Appenzellischen Chorverbands Rahel Butzerin-Simmen