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Chor 09.09.2020

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Im Corona-Jahr 2020: Endlich wieder ein Chorkonzert!

März: Am 2. März fordern wir unsere Chormitglieder auf: «Kommt morgen Abend alle in die Probe. Wir müssen reden!» Es kommen alle. Die Corona-Pandemie ist in aller Munde. Klare Informationen, eine Strategie gibt es noch nicht. Etwas Gefährliches kommt auf uns zu, vor allem auf ältere Menschen, so heisst es. Der Chorkreis St.Gallen ist kein Jugendchor. Die meisten unserer Mitglieder verfügen über eine gesunde Reife und Lebenserfahrung. Wir sind fit und singen mit Können und Begeisterung im Chor – und gefährden uns nun gegenseitig beim Singen? Gemeinsam beschliessen wir, unser Konzert «Südwind», das wir Ende März aufführen wollen, abzusagen und die Proben vorerst einzustellen. Bald sind Frühlingsferien, danach sehen wir weiter.

 

April: Unser neues Projekt «Zwischen Himmel und Erde» mit Aufführung am 6. September steht an. Proben im Probelokal sind nicht möglich. Wir machen eine Chorumfrage: Wer ist bereit, sich selbständig zu Hause mit Noten und Übungsdateien unseres Dirigenten vorzubereiten, sodass wir alle Stimmen im Sommer zusammenführen können? Fast alle Chormitglieder sagen zu, Vorstand und Dirigent sind erfreut und zuversichtlich – es geht weiter!

 

Mai: Die Proben beginnen. Nicht im Probelokal, sondern digital. «Zoom? Muss das sein?» – «Ja, versucht es, macht mit, es ist ganz einfach!» So beginnen wir mit einem ersten digitalen Chortreffen. Natürlich mit einigen Pannen, Ton weg, Bild weg, doch bald sind alle auf dem Bildschirm vereint. Freudiges Wiedersehen. Lukas, unser Dirigent, erklärt, wie diese digitalen Proben ablaufen werden. In den nächsten Wochen wird stimmenweise vor dem Bildschirm geprobt. Jedes Mitglied singt zu Hause, Lukas leitet uns an, wir üben schwierige Stellen – eine Notlösung, aber besser als gar keine Probe.

 

Juni: Wir proben wieder vor Ort! In einer grossen Kirche, stimmenweise in Kleingruppen, je eine Stunde, mit viel Abstand und Schutzkonzept. Einige Mitglieder melden sich ab: die Gesundheit, die Familie, die Arbeit. Das ist in Ordnung, Eigenverantwortung und Risikoabwägung sind wichtig in diesen Zeiten. Die Anwesenden freuen sich, endlich wieder gemeinsam singen! Wir machen Fortschritte, erkennen unsere eigenen Schwachstellen, können wieder richtig üben.

 

Juli: Sommerpause. Nach den Ferien bleibt nicht mehr viel Zeit, um alle Stimmen und das Orchester zusammenzuführen. Das bedeutet: Grosseinsatz für alle Beteiligten in den kommenden Wochen!

 

August: Proben mit Allen. Nochmals melden sich einige Mitglieder ab, die nun nicht mehr mitmachen können oder wollen. Lukas strotzt vor Energie und Tatendrang, davon lassen wir uns gerne anstecken. Sängerinnen und Sänger aller Stimmen kommen in die Kirche, viel Abstand, Desinfektionsmittel, häufige Pausen, viel lüften, zwischendurch auch singen im Freien. Wir fühlen uns sicher – und glücklich: Mendelssohns Komposition mehrstimmig zu singen, mal kraftvoll und mitreissend, mal zart und eindringlich, das sind bewegende, starke Momente.

 

September: Hauptprobe in der Tonhalle St.Gallen. Chor und Orchester auf der Bühne, es wird eng. Wir stellen durchsichtige Rollups als Spuckschutz zwischen die Chormitglieder, damit wir doch nahe zusammenstehen können. Ob das wohl klappt? Ja, es funktioniert, und sogar gut! Am Sonntagabend füllt sich die Tonhalle, fast jeder der erlaubten Sitzplätze ist besetzt. Lukas hebt an zum 95. Psalm von Felix Mendelssohn und die ersten Geigen ertönen. Freude auf der Bühne und im Publikum breitet sich aus: Endlich wieder ein Chorkonzert!

CHORKREIS ST.GALLEN Irene Schuchter, Co-Präsidentin